dinsdag 25 oktober 2011

Ich will es nicht.

In meinem Kopf läuft im Augenblick ein Band: „Ich will es nicht, ich will es nicht. Es fühlt einfach nicht gut.„.

Ich bin Hundetrainer. Ich begleite Menschen bei der Erziehung ihres Hundes und/oder berate und coache Menschen die ein Problem haben mit ihrem Hund. Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, es ist spannend und es macht Spass. Und ich verdiene damit einen Teil meines Einkommens. Einen kleinen Teil.

Vor kurzem haben wir in unserem Team darüber gesprochen, dass wir eigentlich mehr Personal brauchen. Voraussetzung wäre aber, dass mehr Geld reinkommt. Mir wurde geraten, meine Stunden in der Hundeschule zu verkürzen. Die dauern nämlich immer mindestens 1 ½ Stunden und wenn wir unterwegs sind werden es auch mal 3 Stunden, vor allem wenn die wichtige Übung „Kaffee trinken gehen“ dabei ist.

Wenn ich genau 1 Stunde machen würde, würden die Kunden länger brauchen um zu lernen was sie jetzt auch lernen und ich hätte entweder mehr Zeit für andere Sachen oder könnte mehr Gruppenstunden einplanen, so wurde mir gesagt.

In mir entstand eine Revolte. Die war schon vorbereitet. Zum Beispiel im gestrigen Erstgespräch in dem mein Kunde erzählte, dass er vom Tierarzt zu hören bekam, sein Hund würde vollkommen unter Stress stehen weil er „das Rudel anführt“. Als ich fragte wie der Hund das denn macht, musste der Kunde die Antwort schuldig bleiben. Ja, es ist ein Hund der schnell unter Stress steht und man würde gerne an der Leinenführigkeit arbeite – aber der Termin für die Einzelstunde war nur zustande gekommen durch eine völlige Verunsicherung des Halters durch den Tierarzt. „Scheinbar mache ich alles falsch und jetzt hat mein Hund Dauerstress“. Und damit habe ich dann Geld verdient.

Wenn sich jemand bei mir meldet mit einem Problem, oder Unterstützung braucht bei Erziehungs- oder Trainingsfragen, finde ich es meine Aufgabe, dem Kunden zu helfen so schnell wie möglich wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit besteht darin, Kunden (wieder) Selbstvertrauen zu geben, in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten glauben zu können. Erziehung wird erst dann echt schwierig wenn man eine Wissenschaft daraus macht.

Genau das ist aber der Trend. Im Internet wimmelt es zunehmend von Seminaren und Workshops für Hundehalter über Hundeverhalten, Hundetraining, Hundeerziehung, Hundegesundheit, Hundebeschäftigung, und kein Thema bleibt dabei unbesprochen. Und alles so viel wie möglich in wissenschaftlicher Verpackung, so dass man auch sicher glaubt nicht genügend darüber zu wissen.

Ich habe mal gegoogelt nach „seminar verhalten hund“. 8 Millionen Treffer. Dann habe ich eingegeben „seminar verhalten kind“. 2 Millionen Treffer. Aha?

Ich glaube, wir kommen jetzt zu einer neuen Kundengeneration. Erst war es nichts besonderes einen Hund zu haben. Eventuell ging man zum Hundeplatz, und hatte irgendwann entweder die Schnauze voll vom SitzPlatzFuss Gedönse und lebte fröhlich weiter mit seinem Hund oder man bekehrte sich zum Hundesport.
Dann kamen die Hundeschulen und wurden die Hunde schulpflichtig. Nicht gesetzlich natürlich, aber gefühlt. Er sollte schon was lernen.
Dann kamen die Methoden. Die sanfte Methode, die Rudelmethode und viele, viele mehr, oft benannt nach demjenigen der dachte ´das sollten alle mal so machen´ und ein Buch drüber geschrieben hat.

Ganz durch sind wir noch nicht, es muss aber bei der unglaublichen Vielzahl Hundeschulen die es gibt immer mehr Menschen geben die schon einmal einen Hund erzogen haben. Die könnten doch vielleicht denken „das kann ich jetzt alleine“ – und vielleicht würden die übrigbleibenden Kunden gar nicht mehr reichen um alle Hundeschulen zu bedienen? Da braucht man vielleicht eine kleine Marktlücke?

8 Millionen Treffer. Von denen ganz viele uns mitteilen, dass wir keine Ahnung haben. Hundeschule ist Out, Seminare und Workshops sind In. Da gibt es bestimmt auch einige Veranstaltungen die den Hundeschulen ein bisschen weiter helfen, wenn beim Kunden die Überzeugung entsteht „eigentlich mache ich doch viel falsch“. Buchung von Seminar UND Kurs oder Einzeltraining ist doch viel lukrativer. Kundenbindung nennt man das.

Vielleicht bin ich aber auch nur ein misstrauischer Mensch.

Gerade sah ich wieder einen neuen Trend: Welpenspielstunden sind ganz schlecht. 9 Gründe werden aufgeführt als Argumentation für.... Einzeltraining für Welpen!
Die Hälfte der Argumentation bezieht sich aber nicht auf das Einzeltraining, sondern auf eine schlecht geführte Welpengruppe in der die Welpen einander erziehen. Wobei merkwürdigerweise hinzugefügt wird, dass man das besser erwachsenen Hunden überlassen sollte, weil im Kindergarten die Kinder sich untereinander auch nicht erziehen. Ja hallo? Ich lasse meinen Welpen doch nicht von einem Drittklasser erziehen? Es hört sich einfach dumm an und ich hoffe eigentlich, dass Menschen mit Welpen nicht drauf reinfallen. Die andere Hälfte der Argumentation sagt immer das Gleiche: individuell ist viel besser, weil der eine ist der andere nicht.

Es gibt aber eine Alternative. Eine Welpenspielgruppe mit maximal 4 Welpen. Mit ganz viel Zeit um Fragen zu stellen, oder den Hunden einfach beim Spielen zuzusehen. Und mit zwischendurch zwei oder höchstens drei kleinen Übungen, meist basiert auf Fragen der Hundeeltern. Und das Ganze dauert dann... 1 ½ Stunden, ja. Und ich verdiene keinen Sack dran.

Aber es macht Spass. Es fühlt gut, und ich will es so!

dinsdag 20 september 2011

LAUF!!!

Es passiert leider viel zu selten, aber heute hatte ich Zeit spazieren zu gehen. Ich schnappte mir Cheyenne und Faya weil die viel Konflikte haben und ein gemeinsamer Spaziergang Gemeinsamkeit schafft, und den kleinen halbjährigen Vizslarüden Gucci. Abgesehen von den Spaziergängen die Gucci beim Züchter gemacht hatte, war ich in den 2 Monaten die er bei mir ist nur einmal mit ihm in der Stadt und war heute sein erster echter Spaziergang mit mir ausserhalb der 3 ha unseres Geländes.

Auf der Strasse waren natürlich alle drei Hunde angeleint, aber einmal auf dem Feldweg gingen die Leinen ab. 3 jagdlich begabte Hunde...

Cheyenne, die 12-jährige Tschechoslowakische Wolfshündin läuft immer hinter mir und ausser einem freundlichen Blick oder einem freundlichen Wort brauch ich nichts zu machen - das ist sehr angenehm. Faya, die feurige 3-jährige Wolfshündin, lief am Anfang des Spazierganges ein Stückchen vor und erkundete mal so links und rechts ob irgendwo der hundliche Äquivalent einer Pommesbude oder einer Achtbahn (Hase und/oder dessen Spur) zu finden war und Gucci orientierte sich an ihr und tat das gleiche.

Nachdem ich ein paar Mal "raus da" rufen musste um die zwei daran zu hindern im Maisfeld oder auf dem Feld zu verschwinden, leinte ich sie wieder an, lief ein paar Meter weiter und leinte sie wieder ab. Als Faya wieder vorlaufen wollte bekam sie die Leine an den Hintern geworfen, schaute mich fragend an und mit einem Blick sagte ich ihr, sie solle sich wieder neben mich begeben. Gucci schloss sich ihr an, machte kurze Zeit später noch einen Versuch vor zu laufen, bekam einen wortlosen Klaps auf den Hintern und den gleichen Blick und lief von da ab auch bei mir.

Ich fühlte mich immer entspannter und hatte je länger je mehr das Gefühl "wir gehören zusammen und machen gemeinsam einen Spaziergang". Ich brauchte nicht auf zu passen und konnte die Umgebung geniessen und die Gedanken schweifen lassen.

Meine Gedanken schweiften nach gestern Abend, als ich im Internet suchte nach Urlaubsmöglichkeiten für Mehrhundehalter. Die Häuser interessierten mich nicht so, die Umgebung schon. Und es wurde schon ganz schnell schwierig. Hier sah ich auf einem Bild Schafe laufen, da wurde gemahnt den Jäger des Reviers nicht zu verärgern, immer war was. Und in meinem Kopf war ein Bild von 8 Hunden, die sich ungehemmt ins Grüne stürzen... Urlaub halt!

Manchmal macht mein Kopf komische Sachen, das wurde mir heute während des Spaziergangs deutlich. Zusammen Urlaub machen - wie passt das denn zu dem Bild von Hunden die sich in alle Himmelrichtungen entfernen? Wo ist da das Zusammen?

Wie oft haben wir, auch in der Hundeschule, beim Üben vom abgeleint dran bleiben nicht den einen Gedanken im Kopf: "wann sage ich ´LAUF´? gefolgt von "und was mache ich dann? Wie weit? Wie schnell? Bis wo reicht mein Einfluss?".
Die Hunde denken genau so - und das haben wir ihnen beigebracht."WANN sagt sie endlich ´lauf´?". So entsteht ein Teufelskreis, denn natürlich spüren wir die Erwartungshaltung des Hundes und bekommen noch mehr das Gefühl, das Kommando "Lauf" geben zu müssen - und zwar möglichst schnell.

Ich fragte mich, wo dieses Wegschicken des Hundes, das ich eigentlich doof finde und das für viel Elend sorgen kann bei der Vielzahl jagdlich talentierter Hunde die ich habe, doch seinen Ursprung hat? Die Antwort war: ich möchte den Hunden was bieten, möchte, dass sie auch Spass haben. Und ich merkte, dass ich das ´nur´ Spazieren-gehen mit mir damit schon selber als langweilig bestempel...

Aber gut, was verstehe ich unter (gesellschaftlich akzeptiertem) Hundespass? Das ist vor allem:
Rennen
Schwimmen
Mit anderen Hunden spielen
Schnuppern.

Und sofort nachdem ich diese Liste aufgestellt hatte, wusste ich wo der Schuh drückt.
Ich will alles gleichzeitig! Zusammen spazieren gehen bedeutet dann, dass der Hund in meiner Nähe bleibt und gleichzeitig alles machen kann was oben unter Hundespass aufgelistet ist. Ohne zu wissen, wann was an der Reihe ist - er muss halt immer ausprobieren ob es gerade geht und ich muss hart arbeiten um ihn zu kontrollieren. Und muss die ganze Zeit "nein" sagen und die Grenzen bewachen - kein schöner Spaziergang.

Hm.

Als Kind hat mein Vater mich ab und zu mitgenommen auf einen Kudamm-Bummel. Das war jetzt nicht was ich mir als Kind unbedingt gewünscht hätte und alles was da zu sehen und zu erleben war, war zwar spannend aber interessierte mich nicht echt. Aber: ich war alleine mit meinem Vater unterwegs. Wow. Nach der Schule spielten wir draussen mit anderen Kindern und Sonntags machten wir Waldspaziergänge. Ich glaube nicht, dass mein Vater während des Kudamm-bummels gedacht hätte, er müsste mich jetzt spielen lassen mit einem Kind das wir getroffen hätten - auch nicht, wenn es meine beste Freundin gewesen wäre. Ich glaube auch nicht, dass ich das in der Ferne erwartet hätte.

Nach 2 Stunden war ich wieder zuhause mit 3 müden und entspannten Hunden. Und habe mich entschlossen, in Zukunft den Hundespass "gemeinsamer Spaziergang" zu trennen von den anderen Hundespässen. Was nicht heisst, dass beim Spaziergang nichts möglich wäre - aber man könnte es deutlich abgrenzen vom gemeinsamen Spaziergang. Das würde zB bedeuten, dass wenn wir auf eine Hundebekanntschaft stossen, die Hunde nicht sofort miteinander spielen, und man zusammen zu einer Stelle läuft wo man eine Weile bleibt und die Hunde toben können. Und dann setzt man gemeinsam den Spaziergang fort. Es könnte aber auch bedeuten, dass heute nicht mit anderen Hunden gespielt wird - denn wir sind zusammen unterwegs.
Es würde nicht bedeuten, dass meine Hunde nirgends mehr schnuppern dürfen - natürlich warte ich auch gerne mal auf sie wenn eine interessante Stelle beschnuppert werden will - genauso wie meine Hunde heute auf mich gewartet haben als ich Brombeeren gepflückt habe. Aber wir machen uns beide nicht selbstständig und machen unser eigenes Ding.

Die wichtigste Erkenntnis war heute für mich: es ist nicht langweilig, zusammen mit mir spazieren zu gehen! Zusammen unterwegs sein bringt für beide ein tolles Gefühl mit sich: das "Wir" Gefühl. Voraussetzung ist, dass ich diesem Gefühl eine Chance gebe, statt es auf Distanz zu halten mit meinem beinah zwangsmässig gerufenen "Lauf!".

Meine mühselige Urlaubsplanung hat sich erledigt - wir können überall hin!

donderdag 25 augustus 2011

Der Clicker, der Clickerer und der Beclickerte

Heute bekam ich eine Email in der etwas stand das mich nachdenklich stimmte. Eine Kundin schrieb mir, dass eine Bekannte (die auf den Clicker schwört) unser Training zu hart fand – ausserdem soll es auf Vermeidungsverhalten basieren und das lehnt sie ab.

Oi! Es stimmt, wir haben nichts mit dem Clicker gemacht. Wir haben sowieso besonders wenig trainiert, obwohl wir 9 x 1,5 Stunden in einer Woche gearbeitet haben. Was haben wir eigentlich gemacht?
Wir haben eingehend über die Beziehung Mensch-Hund gesprochen – nicht allgemein, sondern über diese individuelle Beziehung. Wir haben untersucht, wie Mensch und Hund diese Beziehung kommunizieren und haben einige Grundsätzlichkeiten in der Kommunikation geändert. Wir haben die Persönlichkeit des Hundes untersucht und seine Stimmungen analysiert, gelernt wie Stimmungen zu erkennen und zu beeinflussen sind und wie man dazu kommt miteinander zu arbeiten statt gegeneinander.
Am Ende der Woche fand der Kunde seinen Hund wieder nett und freute sich über ihn und konnte stolz auf ihn sein statt im Kontakt zum Hund nur Frust und Ärger zu fühlen weil Spaziergänge ohne Leine überhaupt nicht mehr möglich waren. Der Hund war bedeutend ruhiger und entspannter und wollte nur noch bei seinem Menschen sein – und war deutlich sehr dran interessiert keinen Ärger mit seinem Menschen zu bekommen sondern nett miteinander zu sein. Vor dem Training hatte er dauernd Ärger und es sagte ihm gar nichts. Er war nervös, suchte nach Umweltreizen um dann darauf zu reagieren – und er machte keinen glücklichen Eindruck. Das war hart – für Hund und Mensch.

Was hat mich so nachdenklich gestimmt beim Lesen der Email? Es war die Erwähnung des Clickers. Ich fühlte Widerstand und fragte mich wo dieser Widerstand doch her kam? Und fand ziemlich schnell die Antwort auf diese Frage. Mensch und Hund sind sehr soziale Lebewesen. Es ist so spannend, was alles zwischen Menschen, zwischen Hunden und zwischen Menschen und Hunden passiert! Da lebt alles und nichts bleibt gleich. Die Beziehung ist nie gleich, die Stimmung bleibt nie gleich, die Gefühle bleiben nie gleich. Es gibt tolle Momente in denen man sich liebt und es gibt Konflikte in denen man den anderen am liebsten hinter die Tapete kleben will. Es gibt Probleme, man belandet so manches Mal in Sackgassen und man geht auf die Suche nach Lösungen. Als Mensch ist man dem Hund gegenüber überlegen und muss sich in Konflikten als Erzieher verhalten und dem Hund helfen etwas lernen zu können. Dabei fällt man und steht wieder auf und lernt eine Menge über sich selbst.

Was mache ich wenn ich mit dem Clicker arbeite? Ich konditioniere. Ich gehe davon aus, dass der Hund die „Black Box“ von Skinner ist: auf der einen Seite gebe ich was rein und auf der anderen Seite kommen die Ergebnisse raus. Und es stimmt! Zumindest wenn ich einen Hund habe der Leckerli mag. Oder einen Hund der nicht gerne jagen geht, denn das Jagen ist selbstbelohnendes Verhalten wobei im Hundehirn Botenstoffe ausgeschüttet werden die ihn in eine euphorische Stimmung versetzen – da braucht er den Clickerer gerade nicht, er beclickert sich dann nämlich gerade selbst. Ich kann meinem Hund die wahnsinnigsten Tricks beibringen mit Hilfe des Clickers. Einmal gelernt, spult er automatisch das Verhalten ab was ihm beigebracht wurde. Wer ihn beclickert ist wahrscheinlich ziemlich egal, Hauptsache die Signale und das Timing stimmen. Der Hund ist ein Automat geworden. Ausser wenn er gerne jagen geht, dann habe ich ein Problem. Wenn ich ihn denn ableinen würde.

Ich will aber keinen Automaten. Dafür habe ich keinen Hund angeschafft! Ich möchte ein Lebewesen, das ich lieben kann und mit dem ich ab und zu auch Ärger habe. Der mich herausfordert und mit dem ich eine enge Beziehung habe. Eine Beziehung die geprägt ist von zusammen-LEBEN.
Ein Instrument, wie der Clicker, ignoriert die Beziehung, ignoriert mich als Mensch und ignoriert die Persönlichkeit des Hundes wenn ich den Clicker einsetze als Basis für die Erziehung und den Umgang mit dem Hund. Gleiches gilt übrigens für alle „Methoden“ - und es werden sehr viele propagiert. Eine Methode ist statisch, immer gleich, leblos und lieblos. Das ganze Gegenteil von Mensch und Hund.
Die Clickermethode wird immer genannt in Verbindung mit Positivität, Nettheit, Spass. Und ich finde den Clicker eine von vielen tollen Möglichkeiten mich entspannt mit meinem Hund zu beschäftigen. Sowas wie mit meinem Kind Kuchen backen, oder etwas basteln – wir machen jetzt was nettes zusammen.
Aber mein Zusammenleben mit meinem Hund bestimmen lassen von einem Instrument oder einer Theorie? Mich reduzieren auf neutralen Clickerer und meinen Hund auf Beclickerten? Nein danke. Wie positiv der Clicker auch angepriesen wird, das will ich mir nicht antun und meinem Hund auch nicht. Wenn ich eine Black Box haben wollte würde ich mir eine kaufen. Ich will aber einen Hund. Mit allem was dazu gehört!


dinsdag 16 augustus 2011

Macht Urlaub!

Die Sommerferien sind beinah vorbei, Zeit um an Urlaub zu denken!
Nein, die Koffer könnt Ihr ausgepackt lassen, es geht um einen ganz anderen Urlaub. Ein Urlaub der Euch mehr Freiheit geben kann im Umgang mit Euren Hunden. Und hier könnt Ihr lesen wie das geht:

In der Fabel “Die Eule, die Gott war“, beschreibt James Thurber wie alle Tiere in Wald und Feld zu der Überzeugung gelangten, die Eule sei das grossartigste und klügste Tier von allen, weil sie im Dunkeln sehen und jede Frage beantworten könne. Nur der Rotfuchs, eine Haselmaus und ein französischer Pudel stellten die Frage ob die Eule auch bei Tage sehen kann – und wurden wegen dieser albernen Frage ausgelacht und aus der Gegend verscheucht. Die Eule sollte der Anführer der anderen Tiere werden und da sie bei Tageslicht sehr langsam lief, was ihr den Anschein von grosser Würde gab und sich mit grossen Augen und stierem Blick umsah, wodurch sie ungeheuer bedeutend wirkte, machte man aus ihr einen Gott und alle folgten ihr auf Schritt und Tritt. Am Ende liefen alle Tiere auf der Fahrbahn und da nur der Habicht den Lastwagen kommen sah, aber die Eule – und die hätte es ja wissen müssen – nicht, waren am Ende die meisten tot, auch die Eule.
„Merke:“ schreibt Thurber, „Wer glaubt, wird nicht immer selig“.

Eine andere Fabel vom gleichen Verfasser erzählt von zwei Schafen, die sich Wolfspelze überzogen und als Spione zu den Wölfen gingen, um zu sehen wie es bei ihnen zuging. Bei den Wölfen war gerade Feiertag und alle Wölfe sassen in den Schänken und tanzten auf der Strasse. Die Schafe schrieben das Buch „Meine fünf Stunden in Wolfsland“ und beschrieben darin, dass die Wölfe genau wie Schafe seien: sie hüpften und tollten herum und in Wolfsland sei jeden Tag Feiertag. Die Bürger von Schafsland liessen alle Sicherheitsmassnahmen fallen und das Ende lässt sich raten.
„Merke:“ schreibt Thurber, „Papier ist geduldig und Hauptsache, es steht was drauf“.

Ich habe, wie die meisten der heutigen Hundebesitzer, viele Bücher und Artikel über Hunde gelesen. Geschrieben auf geduldigem Papier oder im noch geduldigeren Internet. Auf „Meine fünf Stunden in Wolfsland“ folgte „Meine zehn Stunden in Wolfsland“ und „Meine 24 Stunden in Wolfsland“. Danach kamen die abgeleiteten Versionen, wie „Meine fünf Stunden in Pudelland“ oder „Das Leben des Hundes in aller Kürze“.

Hundebesitzer, auf der Suche nach Antworten auf viele Fragen – über die Entwicklung ihres Hundes, die richtige Ernährung, das Training, die Erziehung, die artgerechte Haltung, lesen nicht nur viele Bücher, sondern treffen auch viele Eulen. Eulen wie mich – Hundetrainerin und gut im langsam laufen und im ungeheuer bedeutend wirken. Antworten gebend an Menschen, die dann oft sehr beeindruckt mit dem Kopf nicken. Aber manchmal - und darüber bin ich froh - melden sich in meinem Inneren auch die Stimmen des Rotfuchses, der Haselmaus und des französischen Pudels. Und dann hat die Eule Urlaub.

Eulenurlaube können sehr heilsam sein. Sie öffnen den Geist und die Augen, die beide von all dem Eulenwissen abgeschlossen werden. „So und so ist es“ – Punkt. Und schon hat man sich festgesetzt. Nicht nur mental, sondern auch ganz praktisch. Denn wenn man denkt, dass man etwas weiß, stellt man sich keine Fragen mehr. Und wenn man denkt, dass man etwas Bestimmtes sehen muss, sieht man gar nicht mehr, dass es eigentlich ganz anders ist. Man setzt sich fest im Denken und im Handeln und wird handlungsunfähig und hilflos obwohl man ansonsten eigentlich immer ein ganz kompetenter und handlungsfähiger Mensch ist. Merkwürdig, oder?

Ich wünsche allen Hundehaltern so ab und zu einen richtigen Eulenurlaub. In dem die Stimmen des Rotfuchses, der Haselmaus und des französischen Pudels, die wir alle bei uns tragen (aber oft auslachen oder verscheuchen), frisch und frei das ´Wissen´ von uns Hundetrainereulen in Frage stellen dürfen. Wer kritische Fragen stellt an Eulen und daraufhin ausgelacht, bepöbelt oder verscheucht werden sollte, könnte sich selber die Frage stellen: „will ich hier überhaupt sein?“
Auch wenn ich nicht gerade bepöbelt oder ausgelacht werde, gibt es ein gutes Indiz für die Antwort auf die vorige Frage: „wird die Kompetenz die ich schon besitze hier vergrößert? Oder mache ich grundsätzlich alles falsch und wird alles erst gut wenn ich kritiklos dieser Eule folge?“.

Fragt Euch frei! Und genießt den Urlaub!

donderdag 21 augustus 2008

Über Hundefutter...

Die Hundefütterer scheinen in zwei Lager geteilt zu sein: die für Fertigfutter und gegen selbstzubereitete Mahlzeiten und diejenigen die Fertig (Trocken)futter gleichsetzen mit einem Mordversuch auf den Hund und auf rohe Fleisch- und Knochen Fütterung schwören. Wenn man den einen zuhört, ist man erstaunt, dass überhaupt ein Hund überlebt hat, der Trockenfutter bekommt, die anderen sind vom Gegenteil überzeugt. Was beide Lager gemeinsam haben: Die Fütterung der Hunde ist sehr wichtig. Der Hund wird oft ausgewogener ernährt als die Kinder, bei denen so mancher fettiger Happen, Süssigkeiten ohne Ende, Cola und Chips im Bauch verschwinden. Als ob das so artgerecht ist, von der Gesundheit ganz zu schweigen. Irgendwie sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass Kinder, wenn man nur ein bisschen darauf achtet, schon alle notwendigen Nährstoffe bekommen. Hunde dagegen, die Jahrtausende von unserem Müll gelebt haben und noch immer leben – unsere Haushunde formen nur einen Bruchteil der totalen Hundepopulation – und die den grössten Dreck noch verwerten und umsetzen können, werden pingelich genau ernährt, alle Nährstoffe müssen immer und in der besten Qualität im Futter enthalten sein, die Ernährung des Hundes wird zur Religion. In Internetforen entstehen beinah Kriege zwischen Anhängern der einen oder anderen Futterphilosophie. Wenn nur ein Bruchteil dieser Aufmerksamkeit Kindern der dritten Welt zukommen würde...

Wer davon enorm profitiert, ist die Futtermittelindustrie. Ray Coppinger schreibt in seinem Buch „Dogs“ , dass er mal (auf der Rückseite einer Tüte seines Lieblingshundefutters J) berechnet hat, dass allein in den USA mehrere Billionen Dollar jährlich an Hundefutter ausgegeben werden.

Der Wunsch vereinzelter Hundebesitzer, ihren Hund artgerechter zu ernähren als mit langweiligem Trockenfutter, schöpfte sofort eine andere Industrie, nämlich die des Frischfutters. Zahllose Bücher wurden geschrieben über die BARF (Bones And Raw Food) Fütterungsmethoden und weil man in den Städten keine Bauern um die Ecke hat um sich den Pansen und die Hühnerhälse zu beschaffen, boomen die Internetläden die Fleisch und Knochen nach Haus liefern, komfortabel verpackt und schon kleingeschnitten so dass man sich die Finger nicht schmutzig zu machen braucht.

Und es geht alles ums Geld. Der eine macht sich Sorgen um seinen Hund und will alles richtig machen, der andere bemüht sich sehr darum dass der fortdauernde Zweifel bleibt ob man auch alles richtig macht – und bietet dann natürlich auch genau das richtige Futter an. Wenn einer unbesorgt seinen Hund ernährt, bringt er ja kein Geld ein. Vielleicht gibt er dem Hund Reste vom Tisch oder Sachen aus dem Kühlschrank, die über dem Datum sind. Zwischendurch kauft er mal eine Tüte Hundefutter oder nimmt auch mal was vom Metzger mit. Der Hund findet das super. Es ist spannend, abwechslungsreich und meistens lecker.

Hunde und Hühnerknochen

Hunde dürfen keine (Hühner)knochen fressen.

Jeder Bauer kennt das Bild: Nachts sind Wölfe (Füchse, Hunde) im Hühnerstall gewesen. Alle Hühner weg… und rund um den Hühnerstall liegen die toten Hühnermörder – elend verreckt durch das Fressen von Hühnerknochen!

Fabel oder Fakt – wie kommt dieses weitverbreitete Verbot in die Welt?

Tierärzte raten meist ab von der Fütterung mit Knochen. Wahrscheinlich haben sie dafür gute Gründe, denn sie sind diejenigen, die den Hund wieder reparieren müssen wenn er von innen durch steckengebliebene Knochenstücke kaputtgegangen ist. Was aber nichts aussagt über die Frage, ob Knochen nun schädlich sind für den Hund oder nicht – Tierärzte bekommen schliesslich auch alle angefahrenen Hunde auf ihren Tisch, was aber kein Grund ist ein allgemeines Strassenverbot für Hunde einzuführen. Hunde sollten Strassen nur angeleint und in Begleitung Erwachsener betreten und so ist es auch mit der Fütterung von Knochen. Erhitzte / gekochte Knochen sind gefährlich, weil sie hart werden und splittern und sind daher tabu. Hunde, die ihr Futter herunterschlingen, sollten nur Knochen bekommen, die gross genug sind, um erst geknackt zu werden bevor sie in den Magen befördert werden. Truthahnhälse sollten, aber nur wenn der Hund schlingt statt zu kauen, erst plattgeschlagen werden, denn sie sind klein genug, um heruntergeschlungen zu werden aber zu gross um problemlos im Magen verdaut zu werden oder den Magen zu verlassen. Knochen sollten zu 50% aus Fleisch bestehen – sonst wird der Kot so hart, dass der Hundedarm verstopft und das Kalzium-Phosphor Verhältnis nicht mehr stimmt. Ergo: Unreflektierte Knochenfütterung ist nicht gut und kann sogar schädlich sein. Es gibt sogar Rassen (z.B. brachyzephale (=rundköpfige, kurzschnauzige) Rassen mit Zahnfehlstellungen wie Vorbisse (wobei die Schneidezähne des Unterkiefers über die des Oberkiefers heraus stehen), die auf Grund ihrer - züchterisch erwünschten! Anatomie nicht mehr in der Lage sind Knochen so zu zerkleinern dass sie problemlos verdaut werden können. Aber Knochen fressen ist für die meisten Hunde eine artgerechte Ernährung und eine tolle Beschäftigung und es gibt keinen Grund für ein Verbot gegen rohe Hühnerknochen.