donderdag 25 augustus 2011

Der Clicker, der Clickerer und der Beclickerte

Heute bekam ich eine Email in der etwas stand das mich nachdenklich stimmte. Eine Kundin schrieb mir, dass eine Bekannte (die auf den Clicker schwört) unser Training zu hart fand – ausserdem soll es auf Vermeidungsverhalten basieren und das lehnt sie ab.

Oi! Es stimmt, wir haben nichts mit dem Clicker gemacht. Wir haben sowieso besonders wenig trainiert, obwohl wir 9 x 1,5 Stunden in einer Woche gearbeitet haben. Was haben wir eigentlich gemacht?
Wir haben eingehend über die Beziehung Mensch-Hund gesprochen – nicht allgemein, sondern über diese individuelle Beziehung. Wir haben untersucht, wie Mensch und Hund diese Beziehung kommunizieren und haben einige Grundsätzlichkeiten in der Kommunikation geändert. Wir haben die Persönlichkeit des Hundes untersucht und seine Stimmungen analysiert, gelernt wie Stimmungen zu erkennen und zu beeinflussen sind und wie man dazu kommt miteinander zu arbeiten statt gegeneinander.
Am Ende der Woche fand der Kunde seinen Hund wieder nett und freute sich über ihn und konnte stolz auf ihn sein statt im Kontakt zum Hund nur Frust und Ärger zu fühlen weil Spaziergänge ohne Leine überhaupt nicht mehr möglich waren. Der Hund war bedeutend ruhiger und entspannter und wollte nur noch bei seinem Menschen sein – und war deutlich sehr dran interessiert keinen Ärger mit seinem Menschen zu bekommen sondern nett miteinander zu sein. Vor dem Training hatte er dauernd Ärger und es sagte ihm gar nichts. Er war nervös, suchte nach Umweltreizen um dann darauf zu reagieren – und er machte keinen glücklichen Eindruck. Das war hart – für Hund und Mensch.

Was hat mich so nachdenklich gestimmt beim Lesen der Email? Es war die Erwähnung des Clickers. Ich fühlte Widerstand und fragte mich wo dieser Widerstand doch her kam? Und fand ziemlich schnell die Antwort auf diese Frage. Mensch und Hund sind sehr soziale Lebewesen. Es ist so spannend, was alles zwischen Menschen, zwischen Hunden und zwischen Menschen und Hunden passiert! Da lebt alles und nichts bleibt gleich. Die Beziehung ist nie gleich, die Stimmung bleibt nie gleich, die Gefühle bleiben nie gleich. Es gibt tolle Momente in denen man sich liebt und es gibt Konflikte in denen man den anderen am liebsten hinter die Tapete kleben will. Es gibt Probleme, man belandet so manches Mal in Sackgassen und man geht auf die Suche nach Lösungen. Als Mensch ist man dem Hund gegenüber überlegen und muss sich in Konflikten als Erzieher verhalten und dem Hund helfen etwas lernen zu können. Dabei fällt man und steht wieder auf und lernt eine Menge über sich selbst.

Was mache ich wenn ich mit dem Clicker arbeite? Ich konditioniere. Ich gehe davon aus, dass der Hund die „Black Box“ von Skinner ist: auf der einen Seite gebe ich was rein und auf der anderen Seite kommen die Ergebnisse raus. Und es stimmt! Zumindest wenn ich einen Hund habe der Leckerli mag. Oder einen Hund der nicht gerne jagen geht, denn das Jagen ist selbstbelohnendes Verhalten wobei im Hundehirn Botenstoffe ausgeschüttet werden die ihn in eine euphorische Stimmung versetzen – da braucht er den Clickerer gerade nicht, er beclickert sich dann nämlich gerade selbst. Ich kann meinem Hund die wahnsinnigsten Tricks beibringen mit Hilfe des Clickers. Einmal gelernt, spult er automatisch das Verhalten ab was ihm beigebracht wurde. Wer ihn beclickert ist wahrscheinlich ziemlich egal, Hauptsache die Signale und das Timing stimmen. Der Hund ist ein Automat geworden. Ausser wenn er gerne jagen geht, dann habe ich ein Problem. Wenn ich ihn denn ableinen würde.

Ich will aber keinen Automaten. Dafür habe ich keinen Hund angeschafft! Ich möchte ein Lebewesen, das ich lieben kann und mit dem ich ab und zu auch Ärger habe. Der mich herausfordert und mit dem ich eine enge Beziehung habe. Eine Beziehung die geprägt ist von zusammen-LEBEN.
Ein Instrument, wie der Clicker, ignoriert die Beziehung, ignoriert mich als Mensch und ignoriert die Persönlichkeit des Hundes wenn ich den Clicker einsetze als Basis für die Erziehung und den Umgang mit dem Hund. Gleiches gilt übrigens für alle „Methoden“ - und es werden sehr viele propagiert. Eine Methode ist statisch, immer gleich, leblos und lieblos. Das ganze Gegenteil von Mensch und Hund.
Die Clickermethode wird immer genannt in Verbindung mit Positivität, Nettheit, Spass. Und ich finde den Clicker eine von vielen tollen Möglichkeiten mich entspannt mit meinem Hund zu beschäftigen. Sowas wie mit meinem Kind Kuchen backen, oder etwas basteln – wir machen jetzt was nettes zusammen.
Aber mein Zusammenleben mit meinem Hund bestimmen lassen von einem Instrument oder einer Theorie? Mich reduzieren auf neutralen Clickerer und meinen Hund auf Beclickerten? Nein danke. Wie positiv der Clicker auch angepriesen wird, das will ich mir nicht antun und meinem Hund auch nicht. Wenn ich eine Black Box haben wollte würde ich mir eine kaufen. Ich will aber einen Hund. Mit allem was dazu gehört!


1 opmerking:

kieler sprotte zei

marian, ein schöner text-gute gedanken-leidenschaftlich,nachdenklich,schön.
silke